Samstag, 7 Juni 2025
15:55 - 16:39
Ruedi Walter – Jässodu!
Meist an der Seite von Margrit Rainer erreichte er beim Publikum mit seinem komödiantischen Talent sowohl auf der Bühne wie im Film Kultstatus. Am Ende seiner Karriere brillierte er mehr und mehr auch in ernsten Rollen wie in «Warte uf de Godot» (1981) und zuletzt kurz vor seinem Tod im Spielfilm «Bingo» (1990).
In Zusammenarbeit mit Ruedi Walters Familie hat der Urner Filmemacher Felice Zenoni ein intimes Porträt über den Schauspieler realisiert, das den Werdegang sowie Höhen und Tiefen dieses aussergewöhnlichen Künstler-Lebens nachzeichnet. Seine Witwe Irène Walter-Camarius erinnert sich gemeinsam mit ihren Kindern Nicole und Dominic an den privaten Ruedi Walter.
Im Dokumentarfilm aus dem Jahr 2016 kommen die Berufskollegen Ines Torelli, Ettore Cella, Lukas Ammann, Stefanie Glaser und Walter Andreas Müller zu Wort. Private Filmaufnahmen aus den Nachlässen von Inigo Gallo und Ruedi Walter sind erstmals zu sehen und zeigen den Star im Kreis seiner Familie und Freunde.
Der am 10. Dezember 1916 in Solothurn geborene und in Basel aufgewachsene Ruedi Walter begann seine Karriere 1941 mit Nebenrollen am Stadttheater Basel. Während des Zweiten Weltkriegs spielte Walter auch bei der Soldatenbühne «Bärentatze». Als Gründungsmitglied gehörte er 1943 zu Alfred Rassers «Cabaret Kaktus» in Basel. In Zürich stiess er 1947 zum Ensemble des politisch-satirischen «Cabaret Cornichon». Hier traf er seine Bühnenpartnerin Margrit Rainer, mit der er zum Dreamteam der Schweizer Unterhaltungsszene avancierte.
In den 1950er-Jahren wurde der Schweizer Film auf Ruedi Walter aufmerksam. Unter der Regie von Kurt Früh spielte er 1959 im Schweizer Filmklassiker «Hinter den sieben Gleisen». Bereits ein Jahr zuvor stand er in Franz Schnyders Gotthelf-Verfilmung «Die Käserei in der Vehfreude» vor der Kamera. Vielbeschäftigt war Ruedi Walter auch am Radio. «Spalebärg 77a», zahlreiche Hörspiele und humoristisch-satirische Texte, unter anderem aus der Feder von Werner Wollenberger, sind Zeugnis seines Schaffens in diesem Medium. Unvergessen bleibt Ruedi vor allem auch für seine Lustspiele, mit denen er an der Seite von Margrit Rainer als freischaffender Schauspieler jahrzehntelang durch die Theatersäle der deutschsprachigen Schweiz reiste. Zu seiner Paraderolle wurde das Bäuerlein Heiri in der «kleinen Niederdorfoper» mit der Musik von Paul Burkhard.
Nach dem plötzlichen Tod seiner Bühnenpartnerin Margrit Rainer im Jahr 1982 wandte sich Ruedi Walter vermehrt ernsteren Rollen zu und bemühte sich um Dialektfassungen klassischer Bühnenwerke, wie zum Beispiel «Warte uf de Godot» von Samuel Becket. Mit dem Hans-Reinhardt-Ring, der höchsten Auszeichnung für einen Schweizer Bühnenkünstler, wurde Walter 1984 geehrt. Kurz nach einem operativen Eingriff starb er am 16. Juni 1990.